Pension Bergfrieden

 Sie liegt etwas abseits im Wald, und wenn ich an ihr vorbeikomme, erkenne ich sie in Gedanken

noch als Ausflugsziel für die damals neuen, modernen Leute der 70er Jahre.

Ich sehe den Ford Taunus, den Opel Commodore auf dem Parkplatz davor.

Der Mann am Steuer mit Hornbrille und Geheimratsecken trägt jetzt schwere Leder.-und Stoffkoffer die Treppen hoch. 

Artige Kinder in Sonntagskleidern steigen aus und werden zurechtgewiesen von jungen, reifen Müttern

in Dauerwellen und in Röcken bis übers Knie.

Der Wintergarten - gleichzeitig Frühstücksraum - die Kännchen voller Kaffee oder Pfefferminztee für die Kleinen.

Die Tassen, wo kaum was reinpasst.

HB, Lord Extra oder Ernte 23.

Die Zimmer schlicht und unendlich sauber.

Die Atmosphäre einer verhaltener, gedämpften Freude, alles gesittet und alles wie es sein soll - vor allem "Wegen der Leute!"

Im Sommer die Spaziergänge, im Winter Ski und Schlitten. 

Gespielte Harmlosigkeit und eine Naivität, die von einem Hauch Düsternis begleitet ist.

Es ist die Hoch-Zeit des Wirtschaftswunders. Anständig vor allem.

 

 Kriegswunden und die Entbehrungen und die hässlichen Taten sollen keinen Platz mehr haben.

Nicht im Leben und auch nicht in der Freizeit und auch nicht in diesem beschaulichen Tal.

Sauber und aufgeräumt, die Wirtin strahlt Strenge aus mit einer Freundlichkeit, die einschüchtert

und der Herr im Haus ist ständig was am Ausbessern, wortkarg,

macht was neu im Haus oder auf dem Grundstück.