Morgenspaziergang

(Junge Buchen)

Mild schon als es noch dunkel war.

Wegen der immer weiter steigenden Infektionszahlen habe ich also beschlossen

schon ganz früh in den kleinen Lebensmittelladen zu gehen, um den großen Einkauf zu Weihnachten zu tätigen,

 

Das Geschäft macht morgens um sieben auf, und ich habe mir vorsichtshalber den Wecker gestellt, 

um auch wirklich bei Geschäftsbeginn in frisch gereinigtem und keimfreien Ambiente vor Ort zu sein.

Nun, ich habe den Laden noch nie so voll erlebt- da gab es ein großes "Hallo", es wurde gescherzt und geflachst und gelacht,

die Verkäuferinnen trugen mit einer erstaunlichen Selbstverständlichkeit Weihnachtsdeko auf dem Kopf,

antennenähnliche, hin und her wackelnde Sternchen.

 

Das Radio auf Laut- es kamen gerade die Nachrichten.

Irgendein Privatsender, dessen Sprecher die Fähigkeit besaß 

unschöne Wahrheiten enthusiastisch und schwungvoll rüberzubringen.

Eine Fröhlichkeit war da in diesem kleinen Harzer "Nahkauf",

die für mich so ungewohnt und überraschend war, dass ich am liebsten den ganzen Vormittag zwischen 

Lebensmittelregalen und Alteingesessenen verbracht hätte.

(HÄTTE wohlgemerkt!)

 

Zum Abschied gab es für die Stammkunden (zu denen ich mich ja mittlerweile zählen darf)

einen in Zellophan verpackten Keks.

Außerdem gratis eine Broschüre und ein Geschenkpäckchen der evangelischen Gemeinde.

 

Anschließend auf meinem Morgenspaziergang der dichte, graue Nebel, den ich mag.

Leichter Regen auf schwerem Mut.

Die Morgenfotos geschossen. Aufnahmen mit dem Handy, die Kamera für gut habe ich nicht mitgenommen 

wegen des Regens, obwohl das Bunt des Waldes bei Nässe ungleich intensiver ist.

Glänzend wie Metall die glatten Baumstämme, wie poliert.

Auch fallen die jungen Buchen auf.

Diese jungen Buchen, denen hier im Harz eine große Aufgabe aufgetragen ist:

Sie sollen die kranken und mittlerweile unbeliebt gewordenen Fichten ersetzen!

Sie sollen der Wald von morgen sein.

Und sie scheinen ihre Aufgabe ernst zu nehmen

Denn im Unterschied zu ihren weisen, schon hochgewachsenen großen Schwestern,

wollen diese jungen Teenie- Buchen ihre Blätter des letzten Sommers partout nicht loslassen.

Fast vollzählig hängen die noch an den kleinen Bäumchen.

Wer weiß denn, ob's im nächsten Jahr wieder neue Blätter gibt?

 

Das muss sich wohl Jahr für Jahr bestätigen, dass es diese Erneuerung gibt,

bevor sie den Kreisläufen des Lebens Glauben und Vertrauen schenken können.