Vertonte Zeilen (deutsch)

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Im schnellen Wechsel
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An die meisten Texte, die 

 ich bislang geschrieben habe kann ich mich nur ungefähr erinnern, wann genau  sie entstanden sind, und in welcher Verfassung ich mich befand. Auch schreibe ich selten einen Text so runter. Ich nehme sie mir immer wieder mal vor, ändere Zeilen und Wörter, bis sie mir stimmig erscheinen.

Anders bei "Im schnellen Wechsel".

Über viele Jahre gelang es mir nicht durchzuschlafen und ich wachte regelmäßig gegen 3 Uhr in der Früh auf, um dann wach zu liegen bis etwa um 5.

Ein Krankheitsbild könnte man meinen: Schlafstörung, besser: Durchschlafstörung.

Es hat sehr lange gedauert, bis ich endlich akzeptieren konnte, dass es sich dabei keineswegs um ein Problem handelt:

Im ganzen Alltagsgetümmel gibt es wenig Gelegenheit, sich selbst zuzuhören. Es sind da Termine, Erwartungen, die es zu erfüllen gilt.

Und Ablenkungen in allen erdenklichen Facetten.

 

Und wir haben, Gott sei Dank, alle diese innere Stimme in uns, die sich nicht foppen lässt, die unbestechlich ist.

Die uns ständig darauf aufmerksam zu machen versucht, eine Korrektur in unserem Leben vorzunehmen,

sobald unsere Lebendigkeit zu großen Schaden nimmt.

  Die keine Rücksicht nimmt auf das, was wir meinen gut und richtig für uns ist, in Wirklichkeit uns aber nicht entspricht.

Eine Stimme, die uns weckt mitten in der Nacht, wenn die Luft rein ist. 

Wie ein Fenster, das sich öffnet, Raum freigibt.

Was wir als negativ empfinden dabei, ist die Angst dass wir durch diese nächtliche Wachheit unseren Tag nicht mehr schaffen,

nicht mehr richtig funktionieren,

nicht mehr unsere Rolle ausfüllen können,  die wir für uns ausgesucht haben.

Es gilt diesen "Makel" zu beseitigen, diese Krankheit zu bekämpfen, diese Störung zu beheben.

Viele Mittel stehen parat, sehr schnell angeboten.

 

" Zur Rettung verschreibt man uns Pharmaglück 

als könnt'  man ums Leid sich drücken!

Und wenn wir dann heillos gerettet sind 

steigt das große Geschäft mit den Krücken"

(Konstantin Wecker)

 

Ich glaube, dass wir mittlerweile alle kapiert haben bewusst oder unbewusst, dass das Funktionieren-Müssen

längst nicht mehr notwendig ist für unser Überleben.

Seit der Industrialisierung und spätestens seit der Digitalisierung ist eigentlich klar, dass wir uns im Grunde viel mehr entspannen könnten,

uns auch anderen erfüllenden Dingen hingeben könnten, da viele vor allem monotone Arbeiten nicht mehr von Menschen verrichtet werden müssten.

Weniger Arbeitsstunden für alle, das wäre eigentlich die gute Konsequenz dieser Entwicklung. Es wären übrigens sehr viel weniger Arbeitsstunden.

Schon vor der Digitalisierung kamen Ökonomen auf 15 Stunden die Woche. Ohne die krasse Konsumsteigerung allerdings, ohne Sollbruchstellen dafür mit Nachhaltigkeit. 

 

Und trotzdem ist genau das Gegenteil passiert. Eine Leistungsgesellschaft, immer busy, busy. Immer keine Zeit.

Immer noch und noch mehr. Knappheit.

 

Und statt das Glück zu suchen, mit Muße, mit Gestaltung, Reisen wohin und zu wem auch immer,

vergeuden wir kollektiv diese Chance,

versuchen wir uns für das erlebte Unglück das uns in Form von Leere und mangelnder Sinnhaftigkeit begegnet,

zu trösten mit immer absurder werdendem Allerlei.

 

Beheizbare Lenkräder für Autos zum Beispiel. Was sind denn das für Blüten?

 

Und immer noch da, immer noch erfolgreich die Mahnungen der "Arbeitgeber" bei allen erdenklichen Versuchen etwas zum Positiven zu verändern.

 

"Zum Hund sagt man "Platz!"

zum Mensch sagt man "Arbeitsplatz!" so sagte mal ein Kabarettist treffend.

 

Und da sind die flüsternden Stimmen nachts, wenn alles schläft eindringlich und klar.

Und einfordernd. Und sich wehren gegen all die schädlichen und unnützen  Anforderungen.

Ausdauernd und beharrlich.

Und das ist was ziemlich Gesundes.

 

 

Na, zurück zum Song und dessen Entstehung.

Ich wachte also auf nachts um halb 3, ich befand mich zu jener Zeit in einer Beziehung, die ich mal als äußerst ambivalent beschreiben würde...

Und ich lag wach, grübelte.

Dann war es genug und ich stand auf, kochte mir einen starken Kaffee und schrieb den Text runter.

Ich hatte das Gefühl, dass er mir gelungen war, dass ich meine Empfindungen beschreiben und wiedergeben konnte.

Und ich erinnere mich, dass ich nach dem Schreiben auf eine so gute Art müde war und

fiel -wie man sagt- in einen schweren Schlaf.

 

Und verstand den Sinn meiner nächtlichen Wachheit, erkannte sie als diesen Raum.

Und wenn ich jetzt manchmal wach werde nachts, dann ist es eine gute Zeit um mir meine Aufnahmen des vergangenen Tages als Audio-Datei anzuhören,

kann klar hören und erkennen was gelungen ist, und was es noch zu ändern gibt daran. Morgen dann.

 

Lieben Dank an Suheer für das Einsprechen der 2. Stimme!